Spannendes rund um Säuren und Basen
Autor: ©Science Pool, Ben und Carola
Immer wieder entdecken wir Menschen auf der Welt Lebewesen, Dinge, Fakten und Tatsachen, die wir zuvor noch nicht kannten und die uns einfach nur mit offenem Mund staunen lassen. Auch rund um Säuren und Basen gibt es spannendes Wissen, das nicht nur Chemiker begeistert! Wir haben dir hier 11 Fakten zusammengestellt, die du vielleicht noch nicht wusstest!
1. Ameisenbären
sind ziemlich merkwürdige Tiere. Ihr Rumpf ist ungefähr so groß, wie der eines großen Schäferhundes und natürlich kommt da dann noch der lange Schwanz dazu. Sie können nicht besonders gut sehen, aber dafür können sie ungefähr 40-mal so gut riechen, wie wir Menschen. Mit ihrem Geruchssinn finden sie auch ihre Nahrung. Das Spannende, sie produzieren selbst keine Magensäure für ihre Verdauung! Sie holen sich den Verdauungssaft gleich von ihrem Beutetier, den Ameisen. Und davon verschlingen sie täglich zwischen 30.000 und 35.000 Stück! Wenn sie die Ameisen mit ihrer klebrigen Zunge aufsaugen, wandern dabei auch eine nicht unbeträchtliche Menge Sand, Torf und kleine Steinchen mit in ihren Magen. Damit – und mit wirklich kräftigen Magenmuskeln – zermahlen sie die winzigen Tiere und setzten dabei deren Ameisensäure frei. Klingt gruselig, aber die Ameisen werden vom Ameisenbären bzw. im Ameisenbären in ihrer eigenen Säure verdaut! Die Steinchen werden danach übrigens wieder ausgeschieden.
2. Piranhasäure oder richtiger Peroxomonoschwefelsäure
Diese Säure ist erstens fies, aber zweitens auch wirklich effizient! Die farblos wässrige Lösung der Peroxomonoschwefelsäure wird von ChemikerInnen auch Knabberwasser, Piranhasäure oder Piranha-Lösung genannt. Warum wir dazu fies sagen? Piranhasäure ist eine der Säuren, die es schaffen kann, fast so wie in Hollywoodfilmen, einen Körper schnell zu zersetzen!
3. Brennessel
Gut als Salat oder Tee, aber schmerzhaft bei Berührung – und das auch wegen einer Säure! Brennesseln haben feine harmlos aussehende Härchen an ihrem Stängel und ihren Blättern, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind. Das Köpfchen dieser Brennesselhärchen kann schon bei einer leichten Berührung abbrechen und hinterlässt eine schräge, scharfe Bruchstelle, ganz ähnlich einer winzigen Spritze. Bei Berührung sticht das Härchen in unsere Haut und der ameisensäurehaltige Inhalt wird mit Druck in unsere winzige Wunde gespritzt. Das tut augenblicklich weh und macht auf unserer Haut rötliche Quaddeln!
4. Saure Milch
Die Milch wird sauer, wenn Milchsäurebakterien ins Spiel kommen! Allerdings sind diese Bakterien, einfach gesagt, nicht aus Milch gemacht. Sie wurden nur als erstes in Milch entdeckt und zwar 1780 von dem Chemiker Carl Wilhelm Scheele. Die Aufgabe dieser Bakterien ist es, diverse Zucker und Kohlenhydrate zu verarbeiten und „verdauen“. Dabei entsteht dann die Milchsäure. Früher hat man diesen natürlichen Vorgang benutzt, um saure Milch herzustellen. Dafür musste man die Milch einfach ungekühlt ans Fenster stellen, und nach spätestens drei Tagen hatte man, wenn einem das schmeckt, herrliche mild säuerliche Dick- bzw. Sauermilch. Mit der Milch, die man heute in Supermärkten kaufen kann, ist das nicht mehr möglich. Diese Milch ist nämlich pasteurisiert. Das heißt „mit Hitze behandelt“. Dabei werden Milchsäurebakterien in der Milch abgetötet. Wenn heute Milch sauer wird, liegt das an Bakterien, die aus der Umgebung in die Milch geraten. Diese Bakterien verderben die Milch aber einfach, sie wird ungenießbar. Übrigens, saure Milch passt wunderbar zu Donuts 😉
5. Die DNA
Dieses Wort hast du sicher schon gehört. Und – du hast sie ja auch „in dir“! Kurz gesagt ist die DNA der Bauplan für deinen gesamten Körper – und sie findet sich fast in jeder deiner Zellen! Dazu sagt man auch Erbinformation, denn, du hast sie von deinen Eltern und deren Eltern (und den Eltern der Eltern deiner Eltern …) „geerbt“ – also weitergegeben bekommen! Sie ist im Zellkern deiner Zellen gespeichert. DNA ist die Abkürzung des Wortes „Desoxyribonukleinsäure“. Und unsere DNA als Ganzes ist „sauer“. Das bedeutet, wie du in unserem pH-Wert-Versuch hören kannst, dass sie negativ geladen ist. Spannend, dass etwas „Saures“ und „negativ Geladenes“ ausmacht, wer wir sind!
6. Sauer sein
Jemandem das Leben sauer machen, jemandem Saures geben, auf etwas sauer reagieren: Beobachte mal deine Umgebung, deine Eltern oder dich selbst, hörst oder sagst du so etwas auch oft? Die Geschmacksempfindung „sauer“ wird fast überall auf der Welt und in fast allen Sprachen dafür verwendet, etwas Unangenehmes oder Negatives auszudrücken. Also fast egal, wohin du reisen möchtest, wenn du in einem fernen Land sagst, dass du sauer bist, wird man wissen, was du damit meinst!
7. Warum wir bei saurem Geschmack das Gesicht verziehen
Etwas, das sauer schmeckt, ist meist noch unreif oder manchmal sogar giftig für den Körper und daher nicht genießbar. Aber auch wenn du in eine bereits reife Zitrone beißt, verziehst du dein Gesicht so stark, dass es jeder sehen kann – und zwar sogar, wenn du das gar nicht möchtest. Und genau darin könnte der Sinn stecken, meinen WissenschafterInnen. Wir Menschen sind ja Herdentiere. Das heißt, wir leben lieber in Gruppen zusammen. Wenn du also in die Zitrone beißt und dein Gesicht verziehst, sehen das alle Menschen rund um dich und sind gewarnt. Sogar bei Tieren kann man diese Reaktionen sehen.
In deinem Gesicht hast du 50 Muskeln, die arbeiten beim Gesicht verziehen alle mit. Als erstes verziehen sich deine Augen. Diese werden zusammengepresst bzw. zusammengekniffen. Aber nicht nur das passiert, auch die Augenbrauen und -Lider machen mit: sie beginnen zu pulsieren oder zu zittern. Deine Mundwinkel ziehen nach unten. Das passiert auch, wenn einem übel ist, also ist es ein Zeichen dafür, dass man sich übergeben möchte. Wie sich das erklärt? Der Geschmack von verdorbenem Fleisch zum Beispiel ist auch unangenehm säuerlich. Früher, also wirklich ganz früher, könnte dies ein äußeres körperliches Zeichen für Vergiftung durch eben zum Beispiel verdorbenes Fleisch gewesen sein. Wahrscheinlich ging der Körper von Urmenschen bei saurem Geschmack automatisch in den, sagen wir mal einfach so salopp, „Kotzmodus“ über. Erbrechen ist eine völlig natürliche Abwehrreaktion, durch die Giftstoffe sofort wieder aus dem Körper ausgeschieden werden können. Außerdem sammelt sich Speichel in deinem Mund, sobald du in etwas Saures beißt. Auch das ist eine Abwehrreaktion deines Körpers gegen mögliche Vergiftungen. Dadurch, dass sofort Speichelbildung im Mund erfolgt – wird mögliches Gift verdünnt. Außerdem ist Speichel ein ideales Mittel um Bakterien, Keime und Krankheitserreger abzutöten oder so unschädlich wie möglich zu machen.
8. Unschuldig im Sinne der Anklage: die Milchsäure
Wenn du dich nach einem langen kalten Winter das erste Mal wieder draußen so richtig austobst und zum Beispiel ganz lange Rad fährst, bekommst du vielleicht einen Muskelkater. Und wenn dieser Muskelkater da ist, magst du dich dann meist gar nicht mehr bewegen, deine Muskeln ziehen und schmerzen. Vor nicht allzu langer Zeit glaubte man noch, dass sich im Muskel bei intensiver Bewegung Milchsäurekristalle bilden würden, die wiederum die Muskel-Zellen mit ihren spitzen Kanten aufschneiden und dadurch verletzen könnten. Vor einigen Jahren hat man dann aber bei Betrachtung von einzelnen Muskelfasern (so nennt man die einzelnen Muskelzellen) der verkaterten Muskeln unter dem Elektronenmikroskop kleine Risse entdeckt. Auf diese Weise hat man herausgefunden, dass es sich beim Muskelkater um Mini-Muskelfaserrisse handelt. Wie alle geschädigten Zellen reagieren auch die geschädigten Muskelfasern auf eine Schädigung mit Schwellung und Schmerz. Und da sind wir auch schon bei den beiden Hauptsymptomen des Muskelkaters angelangt.
9. Achtung, gefährlicher als man vielleicht denkt: die Lauge
Viele Menschen denken, dass Säuren sehr gefährlich sind. Tatsächlich ist aber die ätzende Wirkung von Laugen für den Menschen viel gefährlicher als die der Säuren. Das kommt daher, weil die menschliche Haut selbst eine Säure enthält und daher Säuren eher gewohnt ist. Schon ein Spritzer verdünnte Natronlauge im Auge kann zu schweren Schädigungen führen.
10. Warum so seifig?
Viele Stoffe bilden, wenn sie gelöst werden, Laugen. Einige davon kennst du recht gut: zum Beispiel die Kernseife, das Soda, Natriumhydroxid für Laugenbrezeln oder unsere Vollwaschmittel. Laugen fühlen sich seifig Kommst du mit schwachen Laugen in Berührung, quillt deine Haut auf, das führt zu dem seifigen Gefühl, das du dann hast.
11. Eine Lauge, die man doch essen kann: Laugenbrezel
Wie das Laugengebäck, ob Brezel, Stangerl oder Bagel, entstand, dazu gibt es so einige Geschichten. Wir finden diese unterhaltsam: Der Münchner Bäcker Anton Nepomuk Pfannenbrenner arbeitete im 19. Jahrhundert im königlichen Kaffeehaus des Hoflieferanten Johann Eilles. Dort unterlief ihm, so erzählt man sich, am 11. Februar 1839 in der Backstube ein folgenschwerer Fehler. Eigentlich wollte er Brezeln in Zuckerwasser tauchen, erwischte aber an diesem Tag versehentlich die Natronlauge, die eigentlich zur Reinigung der Bleche benutzt werden sollte. Noch am gleichen Tag gaben seine Vorgesetzten dem Königlich-Württembergischen Gesandten Wilhelm Eugen von Ursingen eine Laugenbrezel zum Verkosten – und aus dem Versehen wurde ein neues Produkt. Die Natronlauge, die für unser Gebäck verwendet wird, ist natürlich so stark verdünnt, dass wir unser Brezel ganz gefahrlos essen können!