Was das künstliche Licht in der Nacht mit dem Sterben der Insekten zu tun hat und was wir dagegen tun können
Autor: ©Science Pool, Ben und Carola
November 2020
Du bist vielleicht schon einmal später am Abend, als es schon dunkel geworden ist, von einem Ausflug zurückgekommen. Wenn man so spät noch unterwegs ist, ist man froh, wenn die Straßenlaternen funktionieren und man sicher den Weg nach Hause findet. Aber nicht für alle Lebewesen sind die hellen Lichter am Abend so praktisch, wie für uns!
Vermutlich kennst du das Sprichwort „… wie die Motten ums Licht“. Und du kannst das vielleicht auch durch deine eigene Beobachtung bestätigen, um Lichtquellen herum findet man immer mehr Insekten, als dort, wo kein Licht ist. Eintagsfliegen, Käfer, eben auch Motten, Spinnen samt ihrer Netze und sogar Nachtfalter oder Schmetterlinge. Aber warum ist das so? Warum fliegen Insekten zu unseren Lichtquellen, zu Laternen, Kerzen oder auch Taschenlampen?
Die Forschung geht davon aus, dass Motten und andere nachtaktive Insekten den Mond als Fixpunkt für ihre Orientierung verwenden. Das kannst du dir so ähnlich vorstellen, wie Seefahrer früher und auch noch heute, die Sterne dafür verwendet haben, um herauszufinden, wo sie sich gerade am Meer befinden. Der Mond bewegt sich zwar über den Nachthimmel, allerdings sehr langsam, weswegen er von Insekten als zuverlässige Orientierungshilfe benutzt wird.
Wie wissen Insekten in der Nacht wo „geradeaus“ ist?
Motten fliegen in einem 40-Grad-Winkel zum Mond. Dadurch können sie auch in der Nacht geradeaus fliegen. Und weil sich der Mond aus „Insektensicht“ ganz langsam über den Nachthimmel bewegt, ergibt sich aus diesem Flugwinkel ein stabiler Geradeausflug. Und natürlich verwendet die Motte auch deshalb den Mond als Orientierung, da er – zumindest in der Natur – das hellste Licht am Nachthimmel ist.
In unseren Städten gibt es aber viele andere helle Lichter: hell erleuchtete Fenster, Autolichter, Straßenlaternen, Beleuchtungen an Gebäuden, und noch andere. Hier orientiert sich unser Insekt natürlich an diesen Lichtern. Nur, diese Lichter sind nicht weit entfernt und für unsere Motte verändert sich ihre Position während des Fluges ununterbrochen! Und natürlich macht das Insekt das, was es schon seit tausenden Jahren macht. Es versucht den 40-Grad Flugwinkel beizubehalten und korrigiert seinen Kurs entsprechend ständig. Daher bleibt der Flugkurs keine Gerade mehr, sondern wird zu einer Kurve, die immer enger und enger wird, je näher die Motte der nicht natürlichen Lichtquelle kommt. Letztendlich entsteht dabei ein Spiralflug und unsere Motte prallt verwirrt gegen die Lichtquelle.
Licht ist nicht gleich Licht – besonders nicht für Insekten
Nachtfalter und auch Motten haben Facettenaugen. Diese speziellen Augen sind besonders für den UV-Anteil des Lichtes, den wir Menschen nicht sehen können, empfindlich. Lange hat man auf den Straßen Quecksilberdampflampen mit hohem UV-Gehalt verwendet. Forscher haben schon damals gemeint, dass man um die Insekten zu schützen besser auf Lampen umsteigen soll, die nicht so viel UV-Lichtanteil haben. Außerdem wirkt orangefarbenes Licht auch nicht so anziehend für Insekten!
Was tun, wenn Licht zum Problem wird?
Was nun mit diesen von Lichtern angezogenen Insekten passiert, kannst du auch sehr gut beobachten. Viele verbrennen an den Leuchtkörpern, verirren sich ins Gehäuse der Laterne und verhungern dort oder sterben vor Erschöpfung, weil sie ständigen das Licht umkreisen. Und wie du vorher schon gelesen hast, fliegt keine Motte freiwillig zu einer Lichtquelle. Eigentlich bevorzugen Motten in der Nacht lieber dunkle kühle Orte, wo sie auch vor ihren Fressfeinden besser geschützt sind. Wenn Motten hilflos um das Licht herumflattern, suchen sie eigentlich meist einen Weg, vom Licht wegzukommen.
Forscher in Deutschland wollten vor 20 Jahren schon einmal genau wissen, wie viele Insekten nun tatsächlich durch Lichtverschmutzung sterben. Daher zählten sie damals ganz genau, wie viele Insekten innerhalb einer Sommernacht durch eine Laterne starben. Die Zählung ergab, dass um den Daumen herum zirka 150 Insekten pro Sommernacht und pro Straßenlaterne starben. Da man nicht jede einzelne Straßenlaterne kontrollieren konnte, hat man eine Überschlagsrechnung gemacht. Damals gab es in ganz Deutschland insgesamt ca. 6,8 Millionen Straßenlaternen. Wenn man mit diesen Zahlen rechnet, kommt man zu dem Ergebnis, dass pro Sommernacht etwa 1 Milliarde Insekten starben.
Viele dieser nachtaktiven Insekten sind wichtige Bestäuber, das heißt sie sind sehr wichtig für die Vermehrung von Pflanzen. Und die Pflanzen sind aus vielen Gründen wichtig für uns. Sie dienen uns als Nahrung, sie produzieren Sauerstoff für uns – und ganz abgesehen davon, dass sie auch noch schön sind: ohne Pflanzen können wir Menschen nicht überleben. Oft kann also etwas scheinbar Gutes große Auswirkungen auf die Natur und in späterer Folge auf uns Menschen haben, auch wenn wir den Zusammenhang nicht gleich erkennen können. Das Problem dabei ist, dass wir uns bei Licht sicherer fühlen und auch sicherer sind, das Licht aber am Abend und in der Nacht gleichzeitig vielen Tieren und auch Pflanzen schadet.
Manchmal finden wir nicht gleich eine Lösung für ein Problem. Wichtig ist aber, dass wir darüber weiter nachdenken und abwägen, was wir ändern und verbessern können. Der Lichtschild unserer Mini-Straßenlaterne schützt die Tiere vor zu viel Licht und wir sehen dabei auch noch unseren Weg. Und vielleicht fällt auch dir noch etwas ein, um nachtaktive Tiere und Pflanzen vor dem Licht zu schützen!